Wie ein Bild entsteht...

Ich habe mir vorgenommen, ein 1 x 1m großes Bild mit Ölfarben zu malen. 

Zunächst habe ich die Leinwand mit Dispersionsfarben grundiert. Hierbei habe ich mit großem Pinsel und Weiß-,  Grau- und Lila-Tönen gearbeitet. Es ist quasi ein abstraktes Gemälde entstanden.

Ich finde es sehr interessant, wenn der Hintergrund kein bestimmtes Motiv darstellt, aber auch nicht einfarbig ist. Ich bin gespannt, welchen Effekt am Ende diese Gestaltung hat.  

Dieser Prachtkerl hat es mir angetan. 

Es liegt ein schönes Stück Arbeit vor mir..., aber, nein, es ist keine Arbeit! Es macht einfach Freude!

 

Zunächst versehe ich das Motiv am PC mit einem Raster. 

Anhand des Rasters auf meinem Bildschirm kann ich das Motiv gut mit Zeichenkohle auf die Leinwand übertragen. 

 

Wenn ich mit dem Motiv zufrieden bin, werden alle Striche noch einmal mit Bleistift nachgezogen und die Kohle mit einem weichen Lappen weggewischt. 

Das klappt nicht vollständig, aber es wird ohnehin darüber gemalt... 

Bei jedem Tierbild beginne ich mit den Augen. 

Dann habe ich das Gefühl, dass das Tier bei mir ist, die Leinwand ist nicht seelenlos...

 

Palette, Ölfarben, Leinöl, jede Menge Lappen und Wischpapier, natürlich Pinsel in verschiedenen Stärken, die richtige Beleuchtung... es dauert ein bisschen, bis ich mein Equipment zusammen habe. 

 

Und dann stelle ich meine Farben zusammen: Weiß, Schwarz, Coelinblau, Siena gebrannt, Umbra gebrannt, Ocker, etwas Magenta. 

Warum Blau? Der Bereich des Fells, der schwarz ist, wirkt durch Zugabe von ein klein wenig Blau lebendiger.  

… er schaut mich ja schon an. Mir ist es, als ob er sagen wollte: "Na, mal sehen, was du so aus mir machst!"

Ja, da bin ich selbst gespannt. 

 

Ölfarben haben phantastische Eigenschaften: 

Sie haben eine unvergleichliche Farbbrillanz, trocknen langsam, so dass man die Farben super miteinander vermalen kann, und vor allen Dingen kann man problemlos korrigieren, wenn mal was schief gelaufen ist.

 

Wichtig sind die richtigen Pinsel. Man soll sich wirklich richtig gute Qualität zulegen, denn davon ist das Ergebnis abhängig.   

Jetzt kann er schon schnuppern. 

 

Wenn die Augen und die Nase fertig sind, bin ich meist schon entspannt. Denn das ist wirklich das Schwierigste.

 

Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass das, womit ich am Vortag zufrieden war, plötzlich unzulänglich erscheint. Und es ist meist auch so. Man muss sich Zeit nehmen und ein Gemälde am anderen Tag anschauen, oft fällt einem dann erst  auf, was nicht stimmt.  

Im nächsten Schritt habe ich dem Hund schon mal mit Ölfarbe ein paar Konturen verpasst. So kann ich auch gut erkennen, ob die Form richtig stimmt. 

Bei einem Bild von dieser Größe ist es sehr ratsam, genügend Platz im Arbeitsraum zu  haben, so dass man das Bild mit Abstand betrachten kann. Nur dann fallen Dinge auf, die nicht stimmig sind. 

 

Auf der Abbildung links trägt die Fellnase noch einige Farbflecke am Kopf. Das sind alles Farbproben, denn die Fellfarbe muss stimmen!

Die Schnauze ist nahezu fertig und die Grundfarbe des Fells ebenfalls festgelegt. 

 

Sie bildet den Untergrund für die Ausarbeitung, denn es kommen noch unzählige feine Härchen darüber, in hellen und dunklen Tönen.

Das ist eine sehr zeitaufwändige Arbeit, da kommt man bei solch einer Arbeit schon leicht auf 30 bis 40 Stunden...

Aber nur so wirkt der Hund dann auch realistisch.

… und das Auge mal ganz nah!

 

… und weiter mit der Grundierung. Da sieht das Ganze schon mal ein wenig seltsam aus, aber wenn die Härchen "wachsen", ändert sich das ...

 

Er scheint zu fragen: "Was hast du denn mit mir gemacht, so kann ich mich doch nicht blicken lassen!"

Keine Angst, mein Lieber, du siehst bald besser aus. Zumindest hast du doch schon mal einen Schwanz - äh, Rute - und Ohren.  

 

 

Das, was Sie hier sehen, nenne ich meistens einen "Rohling". So ganz stimmt es nicht, denn die Schnauze und die Augen sind ja schon ausgearbeitet, aber der ganze "Rest" muss noch ein schönes Fell bekommen. Dabei arbeite ich mit ganz feinen Pinseln und verdünnter Ölfarbe. Es ist eine Geduldsarbeit, aber es soll ja aussehen wie das echte Fell. 

Bei einer Leinwand von einem Quadratmeter dauert das schon. Aber der schöne Kerl soll ja mit zur Messe!

Die ersten Härchen sprießen!!!

Nun ist die "Denkerfalte" auf der Stirn dran. Hier arbeite ich erst mit sehr dunklen Farben und gebe dann anschließen hellere Töne darüber. 

 

Man muss genau auf dem Foto schauen, wo die Schattierungen liegen, damit das Bild nachher plastisch wirkt.

Besonders klar muss beim Malen sein,  von welcher Seite das Licht kommt. Dann darf auch durchaus der Einsatz von weißer Farbe kommen, obwohl die Haare als solche gar nicht weiß sind.  

"Mach das bloß richtig!" sagt der Blick!

 

Der ganz dünne Pinsel ist unverzichtbar, wenn man Fell malen will. Und ich denke, man kann erkennen, wie groß meine Malfläche ist. Hier ist Geduld gefragt. 

 

 

Gestern waren ein paar Korrekturen dran. Der berühmte Blick am Tag danach hat mir eröffnet, dass ich da noch was machen muss. Aber nun ist es wohl stimmig. 

 

Mein Freund hat jetzt schon eine Halskrause, oder zumindest einen Teil davon. Die Pfote ist noch Rohling, aber das zu ändern habe ich mir für heute vorgenommen.

Dann ist noch das Rückenfell und die Schatten zu malen. SCHON fast fertig...  

Wie man unschwer erkennen kann, habe ich noch mal korrigiert. Die Halskrause war zu breit, aber jetzt ist sie stimmig. Das Schöne an Ölfarben ist, dass man gut noch verändern kann. 

Das Rückenfell hat noch mal ziemlich viel Zeit in Anspruch genommen. 

Zuerst wurde die Fläche schwarz grundiert, bereits mit etwas blau durchmischt, damit das Fell schon bei der Grundierung lebendiger wirkt.

Dann habe ich mit Weiß und ganz wenig Blau und Schwarz die Farbe für die weiß schimmernden Haare gemischt und noch ein Mischung Schwarz mit sehr wenig Weiß und Blau. Das sorgt dann für Lichteffekte im Fell. Mit einem seeehr dünnen Pinsel dürfen dann die Haare "wachsen". Ein Geduldsspiel.     

Die Pfote ist fertig. Und somit der ganze Hund!!!

 

So, da ist der Schöne in seiner ganzen Pracht. 

 

Und ich stehe jetzt davor, die Palette und den Pinsel in der Hand und habe auf einmal das Gefühl, dass es noch nicht gut genug ist! Sollte ich  hier noch ein bisschen was dunkler malen, da ein paar weiße Härchen, stimmen die Augen wirklich???!!!

 

 

 

 

Es ist immer dasselbe: Wenn ein Bild fertig ist, kommen diese Gedanken. Aber vielleicht ist es auch ein

"nicht trennen können"? 

Am besten mache ich die Palette sauber, wasche die Pinsel und räume die Ölfarben mal ins Regal.

 

Und trennen muss ich mich ja nicht, der schöne Kerl darf mit auf die Messe!

 

Übrigens: Wenn jemand noch gezielt Fragen zur Ölmalerei hat, darf gerne Kontakt aufgenommen werden!